Flambierte wollige Sackschildlaus an Zitrone
Was war das für ein Schreck und was habe ich nun für einen heiden Spaß!
Dieser Post ist nichts für zart Besaitete, soviel schonmal vorab.
Im letzten Spätsommer stellte ich voll Schrecken fest, dass die Ameisen nicht mehr nur an meiner Orange, sondern auch an meiner Zitrone empor rasten. Mit meinem Blick eine der emsigen Arbeiterinnen verfolgend entgleisten mir vermutlich sämtliche Gesichtszüge, als ich die Vielzahl an Sackschildläusen sah, die sich innerhalb weniger Wochen auf dem kleinen Bäumchen breit gemacht hatten.
Vollkommen paralysiert checkte ich alle Blätter und Äste, ärgerte mich darüber, wie wenig ich die Pflanze in der letzten Zeit trotz des nicht wirklich optimalen Standorts im Halbschatten beachtet hatte und vollzog angesichts des Befallsdrucks den Radikalschnitt als Erste Hilfe Maßnahme. Jede einzelne Laus mit Elefantsommeröl zu erwischen – ich pinselte es bislang auf und eine Spritze wollte ich mir nicht besorgen – war mir zu aufwendig. Aber nur schneiden war zu wenig, denn ein paar Blätter wollte ich ja auch noch stehen lassen…
Und was mache ich immer wenn ich im Garten nicht weiter weiß? Genau, den Chef anrufen, was sich wieder einmal mehr ausgezahlt hat. Rückblickend war es für mich sogar das bisher lohnenswerteste Gespräche zum Thema Pflanzenschutz überhaupt. Zumindest was den Spaßfaktor anbetrifft. Ich dachte erst, er würde scherzen, als er vorschlug die Viehcher einfach abzufackeln: Mit nem Bunsenbrenner… hätte er auch schon gemacht. Wäre schnell, ohne Gift und so endgültig…. muahahahaaaa!
Ja und an diesem Tag entdeckte ich sie dann: meine sadistische Ader! War das krass. War das geil. Einen Bunsenbrenner hatte ich zwar nicht, aber mein kleiner, formschöner, gut in der Hand liegender Creme brulee-Brenner, der war doch sehr gut für diesen Freundschaftsdienst an der Pflanze geeignet. Herrlich, wie das knisterte, wie der Zucker duftete und wie selbiger in filigranen Fäden herab tropfte…
Mittlerweile freue ich mich noch eine Laus zu entdecken, denn der Brenner liegt griffbereit im Gewächshaus und ist zu einem meiner liebsten Gartengeräte avanciert.
Ich gebe zu, die Methode mag zunächst insbesondere für Tierfreunde streitbar klingen, jedoch ist dieser rasche Tod dem qualvollen Erstickungstod meiner Meinung nach vorzuziehen. Dass ich daran eine gewissen Freude entwickelt habe, ja, das ist bedenklich, aber ich erfreue mich als Gärtnerin natürlich primär an gesunden Pflanzen… und abgesehen von kleineren Verbrennungen am Neuaustrieb machen es auch hartlaubige Pflanzen wie Citrus echt gut mit, zumal der Pflanze ja wirklich unmittelbar geholfen werden kann. Und hey, kein Gift, das ist cool.
Über diesen Winter hats jedenfalls viel geknistert im Gewächshaus und wer sich das Beitragsbild genau angeschaut hat, liegt richtig, wenn er vermutet, dass es auch heute wieder karamellisierte Laus gab.
Nochmal herzlichen Dank Chef! Mutti fühlt sich nun gelegentlich auch mal wieder wild 😉